Da haben Sie viel Geld für eine eigene Website ausgegeben und trotzdem sind Ihre Kunden nicht so richtig glücklich damit. Sie zeigen ihnen den tollen Design-Preis, den Sie gewonnen haben, aber die User beschweren sich immer noch. Was haben Sie falsch gemacht?
(Dieser Artikel erschien bei Page207.)
Schauen wir uns einmal an, wie 80% aller Websites aufgebaut sind. Nach einem Splash-Screen kommt man auf die Inhalts-Seite mit Links wie “Unsere Leistung”, “Unsere Preise” oder “Wir über uns”. Der Hauptteil der Seite wird durch ein nettes Foto eingenommen, über dem groß das Logo der Firma prangt. Irgendwo befindet sich noch ein Mission-Statement, welches mit den Worten “Wir sind Ihr kompetenter Spezialist für…” beginnt.
Das ist eine Seite, die Ihrem Unternehmen dient. Vor allem der Marketing-Abteilung. Nicht aber Ihrer Zielgruppe. Warum?
Ihre Kunden kommen nicht auf Ihre Seite, um sich über Ihre Firma zu informieren. Sie wollen auch kein Formular ausfüllen, mit dem sie Ihnen eine Nachricht senden können. Sie wollen sich bei einem Autohändler nicht das immer gleiche Auto in verschiedenen Farben anschauen. Ihre Kunden kommen zu Ihnen, um mit Ihnen ein Geschäft zu machen. Wenn Sie sie daran hindern, gehen sie eben zur Konkurrenz.
Gehen Sie auf Ihre Zielgruppe ein. Machen Sie Ihre Website für Ihre Kunden und geben Sie ihnen das, was diese von Ihnen erwarten.
Ihre Website ist für Ihre Zielgruppe da, nicht für Sie. Entsprechend sollte sie auch ausgerichtet sein. Ihre Kunden interessieren sich nicht für Ihr Marketing-blabla. Ihre Kunden interessieren sich für Ihr Produkt.
Teilen Sie Ihre Zielgruppe in drei bis vier Gruppen auf. Orientieren Sie sich dabei an gemeinsamen Interessieren, nicht an Merkmalen wie Wohnort oder Alter. So könnten Sie beispielsweise bei einer Website für ein Fotogeschäft unterscheiden zwischen Hobbyfotografen, Künstlern und Fotojournalisten.
Richten Sie jetzt für jede Gruppe eine eigene Startseite ein mit Themen, die diese Zielgruppe interessieren. Wenn Sie sich nicht sicher sind, was die Gruppe interessiert, dann fragen Sie sie.
Qualität kommt vor Quantität. Konzentrieren Sie sich lieber auf einen kleinen Kundenkreis, anstatt es jedem Recht zu machen. Wer alles machen will, macht nichts richtig. Bevor Sie nur über Neukundengewinnung nachdenken, sollten Sie auch sicher stellen, daß Ihre bestehenden Kunden vollständig zufrieden sind.
Legen Sie Ihre Website in die Hand Ihrer Besucher. Geben Sie Ihren Kunden die Möglichkeit, sich auszutauschen, ohne daß sie dabei gestört werden. Denn das machen sie sowieso.
Im Usenet gibt es genügend Diskussionsforen, wo man als Verbraucher seine schlechten oder auch guten Erfahrungen mit Unternehmen schildern kann. Warum also nicht gleich auf Ihrer Website? Indem Sie alle (also auch negative) Kommentare zulassen, erhöhen Sie Ihre Glaubwürdigkeit.
Ihre Kunden glauben Ihrem Marketing kein Wort. Aber anderen Kunden. Stellen Sie also Meinungen von zufriedenen Kunden auf die Seite. Seien Sie nicht bescheiden, schließlich haben Sie es ja nicht selber gesagt. Und Menschen, die ebenfalls Kunden sind und von Ihnen kein Geld für tolle Marketing-Texte bekommen, glauben Ihre User einfach mehr.
Eine richtig User-freundliche Website ist eine schwere Aufgabe. Eine Aufgabe, die Sie nicht irgend jemandem anvertrauen sollten. Was hilft es Ihnen, wenn Ihnen eine Design-Agentur eine schöne Site bastelt, Sie aber nicht wissen, wie Sie Ihren Kunden die neuesten Informationen über Ihr Produkt geben können? Oder wie Sie auf Fragen Ihrer Kunden antworten?
Die Website ist ein Teil Ihres Unternehmens. Machen Sie sie also am besten selbst. Veranstalten Sie Seminare (diese allerdings in Zusammenarbeit mit einer Design-Agentur), in denen Ihre Mitarbeiter lernen, wie sie Ihre Website aktualisieren.
Jeder Mitarbeiter sollte Zugang zur Website haben. Wenn alle Inhalte von der Marketing-Abteilung erst abgezeichnet werden müssen, dann haben Sie etwas falsch gemacht.
Fördern Sie Kommunikation. Was hilft es Ihrem Kunden, wenn seine E-Mail an Ihren Webmaster gelangt? Geben Sie Ihrem Kunden gleich den richtigen Ansprechpartner. Schreiben Sie die E-Mail Adressen Ihrer Mitarbeiter auf Ihre Website. Und scheuen Sie sich nicht, auch selbst E-Mails zu beantworten.
Wenn Sie Ihre Website an Ihren Kunden ausrichten, ist das keine Pflichtübung, sondern eine Chance. Nutzen Sie sie und Ihre Kunden werden es Ihnen danken. Und das ist es, was zählt. Der Design-Preis interessiert Sie dann nicht mehr.